Was bedeutet Integration in der prä-, peri- und postnatalen Arbeit?

Integration heißt „Wiedervereinen“: In der Therapie sind alle Gefühle willkommen, auch – und gerade – solche, die sich als störend, negativ oder zu emotional verankert haben. So können wir sie anschauen, annehmen und auflösen. Das geht auf verschiedenste Weise, z. B. mit körperorientierter Therapie.

Dafür müssen wir uns diesen Gefühlen liebevoll stellen.

Warum ist es wichtig, dass wir die „alten Gespenster“ nicht immer wegschieben?

Alles, was in uns ist, beeinflusst uns. Gefühle ganz besonders, das kennen wir alle nur zu gut, besonders in Momenten, in denen wir total Angst haben oder wütend sind – obwohl wir gleichzeitig im Kopf logisch „dagegenreden“ können, haben Gefühle die Oberhand.

Noch dramatischer ist das bei grundlegenden Gefühlen, die durch frühere Erfahrungen oder Erinnerungen ausgelöst werden. Vielleicht spürst du schmerzhaft deine Selbstzweifel oder wirst sehr schnell nervös. Manche Menschen laufen mit einer unterschwelligen Wut herum oder werden schnell von etwas getriggert. Vor und nach der Geburt wird das besonders relevant, denn hier hast du es mit einem einschneidenden, lebensverändernden Moment zu tun. Und: Du bist als Elternteil für ein kleines Menschlein verantwortlich.

Wann immer wir negative Gefühle unterdrücken, rächt sich das oft:

  • weil sie sonst so groß wie Elefanten werden

  • weil sie zu ständigen Begleitern in allen möglichen Situationen werden

Ein weiterer, extrem wichtiger Grund, sich den unschönen Gefühlen zu stellen ist, dass sie uns helfen, uns zu verstehen – und warum wir so sind, wie wir sind und beziehungsweise uns manchmal auf eine bestimmte Weise verhalten.

Wenn wir uns unseren Gefühlen stellen, können uns alte Gespenster nicht mehr anspringen, wie ein bellender Hund. Wir können es idealerweise zusammen auflösen, auf jeden Fall aber einordnen. Und damit verlieren sie ihre Macht.

Das ist nicht immer einfach

… und es kann schmerzhaft und schwer sein. Außerdem braucht es eine Portion Mut sich mit diesen Gefühlen jemanden anzuvertrauen.

Meine Erfahrung ist: Wenn wir uns dem wirklich stellen – am besten mit guter Unterstützung – kann sich ein liebevoller Blick auf uns einstellen. Wenn wir uns so verletzlich zeigen und uns dabei mit Offenheit, Freundlichkeit und Wertschätzung annehmen, kann ein tiefer Heilungsprozess entstehen.

Mit Integration verändern wir unsere Gefühle und Einstellungen, aber nicht die Geschichte. Und es wird leichter!